Corona: Panikmache mit System? Wie Dunkle PR unser Denken und Fühlen lenkt (Teil 2)

Teil 2 meines Blogs zum Thema „Panikmache mit System“ vom 3.4.2020

(zu Teil 1)

 

Was aber läuft tatsächlich ab?

 

Ich legte auf YouTube (Neues Miteinander TV) eine Playlist an mit einigen oben genannten und weiteren kritischen Stimmen. Nach einigen Tagen waren zwei der Videos gelöscht worden, und auf YouTube erschien der Hinweis auf die Gemeinschaftsstandards. Ich fand die Videos dann als Re-Upload auf anderen Kanälen wieder und verlinkte diese.

 

Der Wikipedia Eintrag von Wolfgang Wodarg wurde im Vergleich zum 18. März bereits um den Satz „Seine Äußerungen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland sorgten für Kritik bei Wissenschaftlern, Politikern und Medien.“ erweitert.
Der Wikipedia Eintrag von Stefan Hockerts wurde zur Löschung vorgeschlagen. In der Begründung wird unter anderem der Rubikon diffamiert.

Die Wikipedia beschreibt in den Einträgen der Professoren Stefan Hockertz und Sucharit Bhakdi jeweils (anstelle eines wissenschaftlichen Diskurses) Debatten, in welchen Journalisten unserer etablierten Medien die Thesen des Experten kritisiert bzw. widerlegt hätten.

 

Ein kritisches Video des Arztes Dr. Bodo Schiffmann („Corona 11“) wurde von YouTube auf seinem eigenen Kanal gelöscht. Es gibt immer wieder Re-Uploads davon, einen auch auf der vergleichsweise noch wenig bekannten Plattform BitChute, auf der es von Google nicht gelöscht werden kann.

Am 16. April schrieb ich einen kurzen Post auf Facebook, in welchem ich auf das wegfallende Versammlungsrecht hinwies, ohne eine medizinische Aussage zu treffen. Gegen Ende heißt es darin:
„Mich stimmt das Geschehen sehr nachdenklich, und ich stelle mir folgende Frage: Wie sehr kann – einmal unabhängig davon, ob und inwieweit Berichterstattung und Maßnahmen einer tatsächlichen gegebenen Gefahr entsprechen – auf diesem Weg eine Gesellschaft beeinflusst werden, wenn diese das Geschehen nicht hinterfragt? Wie weit kann, soll und darf das heutzutage gehen?
Danke für eure Gedanken dazu!“
Nach meinem nächsten Logout war ich dann – wenn auch nur kurz – auf Facebook gesperrt. Als Begründung erschien nur der allgemeine Hinweise auf die Gemeinschaftsstandards.

 

All diese Handlungen lassen sich nicht erklären durch den aufrichtigen Wunsch der Medienhäuser und Internetriesen, uns wahrheitsgetreu zu informieren. Die Intention, die Akteure, die dahinterstehende Geisteshaltung und die Finanzierung dieses Verhaltens liegen im Dunklen. Gleichzeitig brechen Grundrechte wie das Versammlungsrecht sowie die Bewegungsfreiheit bis auf weiteres ein, ohne dass diese Maßnahmen klar wissenschaftlich begründet werden können. Damit befinden wir uns im Bereich dunkler PR.

 

Wie reagieren unsere etablierten Medien auf die Kritiker?

 

Wodarg löste mit seiner Kritik einen Art Mainstream-Medien-Shitstorm in seriösem Mäntelchen aus. Spiegel Online titelt am 20.3. „Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg“, der Nordkurier warnt am 19.3. vor „Verschwörungstheorien – Die Corona-Parallelgesellschaft“, der Focus verkündet am 20.3. stolz: „Wolfgang Wodarg – Top-Virologe Drosten zerlegt wirre Corona-These von Lungenarzt“, um nur einige Beispiele zu nennen. Man beachte die Wortwahl: Wer von uns liebt „gefährliche Falschinformationen“, identifiziert sich mit „Verschwörungstheorien“, hält sich gerne in einer „Parallelgesellschaft“ auf, oder zieht „wirre Thesen“ einem „Top-Virologen“ vor? Mit all dem will man lieber nichts zu tun haben. Bei einer solchen Wortwahl geht es um Emotionen, nicht mehr um Fakten und ehrliche Diskussionen. Davon abgesehen: Wäre Wodarg wirklich der einzige Kritiker der Pandemie und zudem derart inkompetent, wären seine Äußerungen dann überhaupt soviel Aufmerksamkeit wert?

 

Das Loswerden der kritischen Stimmen beschränkt sich nicht auf die Medien und das Internet. Die Organisation „Transparency International“ hat die Funktionen ihres Vorstandsmitglieds Wolfgang Wodarg nun „ruhend gestellt“. Als Begründung wird aber nicht Wodargs Argumentation zu Corona als solche genannt, denn diese sei „von der Meinungsfreiheit gedeckt“, sondern unter anderem seine Zusammenarbeit mit alternativen Medien. Unter dem Artikel der taz online zu diesem Vorfall schloss die Moderatorin am 27. März die Kommentarfunktion, da „ein sachlicher Umgang“ mit dem Thema „offenbar nicht mehr möglich“ sei.(1)

 

Die Pandemie als Frame

 

Vom Hypen und Kaltstellen der Schlüsselpersonen abgesehen lohnt sich unter dem Gesichtspunkt der dunklen PR auch ein Blick in den Spiegel vom 21.3. Hier sei angemerkt, dass dieser Blick in den Spiegel beispielhaft gedacht ist, und keine Analyse des Mediums Spiegel an sich darstellt. Möglicherweise wäre ich zu ähnlichen Ergebnissen gelangt, hätte ich den Focus oder den Stern ausgewählt, oder auch eine Sendung mit Anne Will.

 

 

Das Titelbild der Ausgabe zeigt eine große Turnhalle mit leeren Feldbetten, eine Art Lazarett. In düsteren Farben zeichnet es ein Horrorszenario und weckt Assoziationen mit Massenflucht oder Krieg. Der Titel: „Der Kampf hat begonnen – wie gut Deutschlands Kliniken für den Corona Ansturm gerüstet sind“. Die Ausgabe handelt fast durchwegs von Corona, lässt aber keinen Raum für die grundsätzliche Frage, wie gefährlich das Virus nun eigentlich ist. Von den 53 Artikeln dieser Ausgabe handeln nur achtzehn Texte nicht von Corona. Von diesen achtzehn Texten wiederum sind zwölf Artikel kurze Randnotizen. Die verbliebenen sechs Artikel, welche nicht von Corona handeln, thematisieren eine mutmaßliche Vergewaltigung, die Versteigerung einer Riesling-Flasche, Netflix und die Milliardenschlacht ums Fernsehen, die Ehe mit einem Frauenmörder, und einen Historiker, der die Kernthese vertritt, „Der Homo Sapiens steht vor dem Ende“(2). Man müsste glauben, er hat recht, wäre da nicht noch die Leseprobe aus dem S-Magazin zum Thema Naturverbundenheit.

 

Geht es hier um aufrichtiges Informieren über die wichtigsten Fragen und Entwicklungen unserer Zeit? Auf mich wirkt die Zusammenstellung eher wie eine gut abgeschmeckte Mischung aus „Kontinuierliche(r) Information“ und „Dramatisierung“ nach Edward Bernays, und zwar zum Thema Corona. „Kontinuierliche Information wird erreicht, indem man jede Kontaktaufnahme zum Publikum so zu steuern versucht, dass die Öffentlichkeit den gewünschten Eindruck gewinnt, ohne sich der Beeinflussung bewusst zu werden. ‚Dramatisierung‘ weckt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und lenkt sie auf ein bestimmtes Detail oder einen bestimmten Aspekt, der typisch für das ganze Unternehmen ist.“ (3)

 

In der Spiegel Ausgabe wird viel Angst vor Corona geschürt, indem der Alltag von Menschen beschrieben wird, die Angst haben. Junge Menschen streiten mit alten Menschen, die uneinsichtig sind, „den Ernst der Lage“ nicht oder schwer „begreifen“(4) und ihre Familie sehen möchten. Gleichzeitig beruhigt uns der Psychiater Borwin Bandelow in einem Interview hinsichtlich der Auswirkungen von Isolation. Er verweist zweimal auf vergangene Kriegsszenarien, welche von den Soldaten auch überstanden wurden: „Spiegel: Wird eine stärkere Isolation irgendwann für uns Normalität sein können? Bandelow: Menschen werden sich anpassen und das Beste daraus machen. Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren, haben mir erzählt, sie hätten schon nach ein paar Tagen keine Angst mehr gehabt, obwohl das Leben deutlich gefährlicher war als zu Hause. Menschen adaptieren sich auch an diese Situation.“(5)

 

Im Artikel „Die Ärzterepublik“ werden wir eingeschwungen auf den Abbau demokratischer Grundrechte: „Im politischen Alltag kommt der Sachverstand freilich eher zu kurz – außer in Notlagen wie dieser. Die bewährten Routinen funktionieren jetzt nicht mehr: das langwierige Austarieren widerstreitender Interessen, das Kleinschroten allzu anspruchsvoller Projekte – kommt das in Zeiten der Epidemie nicht schon fast einer fahrlässigen Tötung gleich? Deshalb öffnet sich gerade ein Zeitfenster für eine andere, eine wissenschaftsbasierte Politik: Ende der Machtspiele, es regiert die Evidenz.“(6) Zugespitzt lese ich: Demokratie tötet, schaffen wir sie lieber ab. Wer etwas dagegen sagt, der ist für fahrlässige Tötung, oder tötet gar fahrlässig. Wer will das schon tun oder sein? Es ist diese Art von Anschuldigungen, die manche Menschen aktuell wohl mehr fürchten als das Virus selbst. Im gleichen Artikel ist – in nicht sehr großem Umfang – gegen Ende immerhin die kritische Stimme der Virologin Karin Mölling zu lesen, die sich gegen die Maßnahmen ausspricht. Damit gewinnt der Leser zwar den Eindruck einer Debatte mit verschiedenen Meinungen, die Gewichtung allerdings gibt eine Richtung vor. Und der Deutungsrahmen – Pandemie durch ein tödliches Killervirus – steht. Dies ist der Frame, in dem sich alles abspielt, und dieser wird einfach nicht mehr hinterfragt.

 

Die gute Nachricht ist, dass diese aus meiner Sicht gefährliche dunkle PR nicht „wasserdicht“ ist. Dem aufmerksamen Leser werden punktuell auch andere Sichtweisen zugänglich. So etwa der Spiegel Online Artikel „Bürgerrechte in der Coronakrise – Rendezvous mit dem Polizeistaat“ vom 1.4., ein Gastbeitrag von René Schlott. Es gibt natürlich gute Journalisten. Ich wünsche ihnen Raum für ihre Veröffentlichungen, und ich hoffe, dass ihr Einfluss nicht weiter schwindet.

Mein Fazit aus dieser Bestandsaufnahme ist, dass zu einem Thema, welches wissenschaftlich nicht geklärt ist, in hohem Ausmaß dunkle PR eingesetzt wird. Die tatsächliche Gefahr durch Corona muss unabhängig von dieser PR untersucht werden.

 

(zu Teil 3)

Quellen:

 

(1) https://taz.de/Corona-Zweifler-Wolfgang-Wodarg/!5674257/

(2) Der Spiegel vom 21.3.2020, S.5Der Spiegel vom 21.3.2020, S.5

(3) Bernays, Edward, Propaganda, orange press 2014, S.66

(4) Der Spiegel vom 21.3.2020, S.51

(5) Der Spiegel vom 21.3.2020, S.64

(6) Der Spiegel vom 21.3.2020, S.104

 

 

 

 

 

 

 

Angela

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